Dienstag, 22. Juli 2014



münchen modern – das Buch Wie zu Jahresbeginn angekündigt, ist es mir nun gelungen, münchen modern in ein Buchformat zu übertragen. Mit 16 Objekten ist der Inhalt zwar etwas überschaubarer als ursprünglich geplant, doch bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden: anhand einer subjektiven Auswahl bietet das Buch eine runde (Bild-)Erzählung zum modernen Bauen in München zwischen den 50er und 80er Jahren. Klassische Moderne, Beton-Exzesse, aber auch deren Zurechtstutzung auf ein menschliches Maß im Zuge der Postmoderne werden im Buch behandelt und vermitteln sowohl die spannende Ästhetik der gebauten Nachkriegsmoderne wie auch deren Grenzen. Zudem zeigt der gewählte zeitliche Rahmen gut den Unterschied zwischen den großen Würfen des alten Jahrhunderts und den ambitionslosen Renditebauten der Gegenwart.

Im Buch münchen modern versammelt sind überarbeitete Versionen sämtlicher Blogbeiträge sowie ein einleitender Kurzessay. Der Umfang des Buchs beträgt rund 100 Seiten. Für das Auge gibt es rund 140 Farbfotografien, darunter auch eine Reihe ganzseitiger und doppelseitiger Abbildungen. Auf Archivaufnahmen wurde bis auf zwei Ausnahmen verzichtet und stattdessen komplett auf in den vergangenen zwei Jahren erstellte Fotografien des Autors zurückgegriffen.

Erschienen ist münchen modern auf der Buchplattform Blurb. Wie ebenfalls bereits angekündigt, habe ich damit auf die Suche nach einem interessierten Verlag verzichtet und das Buch stattdessen in Eigenregie erstellt. Mangels Subventionierung führt das zwar zu einem etwas erhöhten Verkaufspreis, der allerdings m.E. für einen Bildband weiterhin akzeptabel ist. Als großen Pluspunkt hat es mir der Selbstverlag ermöglicht, das Buch ohne Abstriche nach meinen Vorstellungen zu verwirklichen. Zudem bietet Blurb nicht nur eine komplette Online-Vorschau des Titels an, sondern macht münchen modern auch in einer Reihe unterschiedlicher Formate verfügbar.

münchen modern ist erhältlich als Hardcover für 49,90 Euro, als Softcover für 39,90 Euro sowie als E-Book für iPad zum Preis von 14,99 Euro.





Montag, 7. Juli 2014



IGA Die Internationale Gartenbauausstellung, kurz: IGA, ist ein Kuriosum: Zwar handelt es sich um eine vom Weltausstellungsverband BIE ausgeschriebene internationale Veranstaltung, doch findet die IGA in zehnjährlichem Rhythmus nur in Deutschland statt. Die Münchner IGA im heutigen Westpark öffnete von 28. April bis 9. Oktober 1983 ihre Tore. Ich erinnere mich noch selbst an die gigantische Baugrube, in welcher das IGA-Gelände entstand. Wikipedia-Informationen soll es sich bei dem Areal zuvor um das Betriebsgelände eines Bauunternehmens sowie unbebautes Brachland gehandelt haben – eine Vorstellung, die einem anhand der dichten Bebauung rund um den Westpark heute ziemlich absurd vorkommt.

Gestaltet wurde das IGA-Gelände nach einem Entwurf des Landschaftsarchitekten Peter Kluska aus dem Jahr 1977. Kluska hatte es sich zum Ziel gesetzt, „einen vom Lärm der Großstadt abgeschirmten Talraum im Charakter der Voralpenlandschaft zu schaffen, in den der Besucher eintauchen und von dessen künstlich aufgeschütteten, Moränen gleichenden Hügeln aus er die Stadtkulisse und das Alpenpanorama sehen kann“. Zum Zeitpunkt der IGA-Eröffnung wurde Kluskas Landschaftsschöpfung von der SZ als „vielfältig gebrochenes Echo der populären Münchner Olympia-Landschaft“ bezeichnet. Für mich ist das IGA-Gelände schlicht die schönste Parkanlage Münchens – noch vor Günther Grzimeks Olympiapark.

Die IGA kann durchaus als Plädoyer für den Sinn von infrastrukturschaffenden Großanlässen verstanden werden. Die Gartenbauausstellung führte auch an ihrer Peripherie zu verschiedensten Bau- und Entwicklungsmaßnahmen: Die U-Bahnlinie U6 wurde bis an das IGA-Gelände verlängert, es entstand am Heimeranplatz der Großbau des heutigen Sheraton-Hotels, der Architekt Jürgen von Gagern errichtete als Weiterführung seiner Münchner Wohnanlagen Amalienpassage und Kurfürstenhof eine an den Park angrenzende Sozialsiedlung und auch auf dem IGA-Gelände wurde rege gebaut – von den verschiedenen Gastronomieeinrichtungen bis zu Friedensreich Hundertwassers im Maßstab 1:20 ausgeführten Modell für ein „Hoch-Wiesen-Haus“.

Was die IGA für mich zu einem Pflichtkandidaten für münchen modern macht, ist der gebaute Zeitgeist der die Anlage durchweht. Der Park funktioniert als Park, ist aber auch ein wunderschönes Anschauungsbeispiel für den Geist der gebauten Postmoderne. Landschaft, Bauten und Kunstmäler sind eindeutig modern, aber eben in einer das kubenförmige Bauen in Beton der 60er und 70er Jahre überwindenden Form. Vieles ist geschwungen auf dem IGA-Gelände, Holz und Glas spielen als Materialien wichtige Rollen, spielerische Flexibilität ersetzt Monumentalität und Emotion siegt über Nüchternheit. Das Ergebnis ist eine baukünstlerische Schöpfung, in der man sich – anders als so oft in diesem Buch – wohlfühlt und gerne immer wieder verweilt.










Donnerstag, 13. März 2014



DEBA-Hochhaus / Seniorenresidenz am Westpark Nach dem DEBA-Haus in der Parkstadt Solln handelt es sich bei der heutigen Seniorenresidenz am Westpark um ein weiteres eng mit dem Bauträger DEBA verknüpftes Monument der Münchner Nachkriegsmoderne. Zumindest war mir als Kind der Hochhausturm an der U-Bahnhaltestelle Westendstraße immer als „DEBA-Hochhaus“ geläufig. Vielleicht auch, weil es an alternativen Bezeichnungen mangelte: Das Gebäude war eigentlich als Hotelturm für die Olympische Spiele 1972 geplant, wurde aber erst ein Jahr später fertig. Nach einem kurzzeitigen Hotelbetrieb in den unteren Etagen, wurden die 368 Appartements in dem Haus schon bald ausschließlich als Seniorenwohnungen genutzt.

Das von Fred Angerer entworfene Hochhaus ist durch seine Größenverhältnisse im Münchner Westen nicht zu übersehen. Mit 25 Stockwerken kommt das Gebäude auf eine Höhe von 86 Metern. Auf versöhnlichen Dekor hat Angerer weitgehend verzichtet und dem Wohnturm stattdessen eine skulpturale Wirkung verliehen. Drei vergleichsweise schmale Gebäudescheiben stehen seitlich versetzt parallel zueinander und sorgen mit ihren Ecken und Kanten für Bewegung. Dem Geist der 70er Jahre entsprechend, ist das Hochhaus mit einer Reihe gemeinsamer Einrichtungen ausgestattet: In den ersten beiden Etagen gibt es neben Restaurant und Café auch Arztpraxen, Frisör und einen kleinen Laden. Auf dem Dach des Gebäudes ist eine Sauna eingerichtet sowie eine für alle Bewohner zugängliche Dachterrasse mit weitem Fernblick.

Das alles reicht natürlich nicht, um die schiere Monumentalität des Bauwerks in ein humanes Verhältnis zu setzen. Viel eher lässt sich das den meisten Hausbewohnern bietende Panorama als Rechtfertigung für den sichtlichen Größen- und Höhenwahn heranziehen. Dennoch: wollen die Menschen wirklich in einem derart überdimensionierten „Riesenkasten“ leben? Ganz im Sinne der Intention von münchen modern soll das aber nicht davon abhalten, sich über die Ästhetik des DEBA-Hochhauses zu begeistern. Man muss ja nicht immer alles verstehen und erklären.

Monumental: Das DEBA-Hochhaus hat 25 Stockwerke und ist 86 Meter hoch

Das schmale, scharfkantige Äußere gibt dem Gebäude eine skulpturale Wirkung


Der Garten auf der Dachterrasse des Hauses

Das Geländer der Dachterasse folgt dem Grundriss des Gebäudes

Im Dachgeschoss des DEBA-Hochhauses ist auch eine Sauna untergebracht (© www.panoramasaunamünchen.de)

Ursprünglich sollte das Hochhaus Teil einer umgebenden Wohnbebauung sein
(Abbildung aus der Monographie "Fred Angerer: Architekt, Städtebauer, Hochschullehrer")

Die ebenfalls 1973 entstandenen Wohnblocks an der Zschokke-/Hauzenbergstraße setzen einen guten Akzent
zum DEBA-Hochhaus

Freitag, 28. Februar 2014



Paketposthalle Die an der vom Hauptbahnhof kommenden zentralen Bahntrasse gelegene ehemalige Paketposthalle ist schon aufgrund ihrer schieren Dimension eines der auffälligsten modernen Bauwerke in München. Da die bis heute von der Deutschen Post genutzte Halle nicht öffentlich zugänglich ist, handelt es sich aber auch um ein weitgehend unbekanntes modernes Monument.

Erbaut wurde die Paketposthalle in den Jahren 1965 bis 1969 von den Ingenieuren Rudolf Rosenfeld, Herbert Zettel, Ulrich Finsterwalder und Helmut Bomard. Bei ihrer Fertigstellung war die Halle der weitestgespannte Bau aus Fertigteilen weltweit. Die Spannweite der Halle beträgt 148 Meter, die Länge 124 Meter, der überdeckte Raum 20.000 Quadratmeter sowie der umbaute Raum 1,1 Millionen Kubikmeter. Das Dach der Paketposthalle besteht aus 1.600 gleichen, vorfabrizierten Betonteilen. Eine Ziehharmonika-artige Gestaltung sorgt dabei für eine hohe Stabilität auch bei extremen Wetterbedingungen.

Soweit die aus dem Münchner Architekturführer von Winfried Nerdinger et. al. abgeschriebenen Specs der ehemaligen Paketposthalle. Doch vermochten selbst die beeindruckenden Zahlen das Bauwerk nicht vor dem Bedeutungsverlust zu schützen: fungierte die Paketposthalle ursprünglich als Postbahnhof mit 15 Bahngleisen, so ist der denkmalgeschützte Ingenieurbau heute nur noch eine Art Überdach über dem inzwischen in der Halle installierten Briefzentrum der Deutschen Post.

Eigentlich schade, denn die Paketposthalle hat eine beeindruckende, bahnhofsartige Wirkung. Bei aller Monumentalität und Strenge sorgt das Licht in der an beiden Seiten verglasten Halle für eine milde und offene Stimmung. Ungewollt, aber nicht reizlos ist der Kontrast zu dem emsigen Treiben in dem zusammengedrückt wirkenden Flachbau des in die Halle „geschobenen“ Briefzentrums.









Freitag, 14. Februar 2014



Trappentreustraße 1-3 Als das Bürogebäude Trappentreustraße 1-3 Mitte der 80er Jahre fertiggestellt wurde, war das für mich als Grundschulkind ein echter Hingucker: Eine Fassade, die ausschließlich aus Glas bestand und bei der man kaum unterscheiden konnte, was Fenster und was Spiegelglasverkleidung war – so etwas gab es bin dahin im Münchner Westen nicht. Drei Jahrzehnte später sind glasverkleidete Bürobauten eher die Regel als die Ausnahme und steht die Zeit kurz davor, über das Haus Trappentreustraße 1-3 hinwegzugehen: Der Bau soll im Laufe dieses Jahres abgerissen werden und einem Neubau weichen.

Aber das ist nun einmal der Lauf der Zeit und des Städtebaus. Und objektiv betrachtet, ist der Bau am Fuß der Donnersbergerbrücke auch kein herausragendes architektonisches Highlight. In seiner Gestalt ist der Bau weder ein Vorreiter, noch besonders subtil oder originell ausgefallen. Aber schließlich handelt es sich auch um einen einfachen Auftragsbau. Wie aus den mir freundlicherweise zur Verfügung gestellten Originalzeichnungen hervorgeht, wurde das Gebäude Trappentreustraße 1-3 von der Versicherungsgruppe R+V 1982 in Auftrag gegeben und war für das Jahr 1984 zur Erstvermietung vorgesehen. Geplant wurde der Bau von Erwin Hofmann von der in München ansässigen Planungsgruppe Architekten Ingenieure PAI GmbH.

Während die kritische Würdigung des Entwurfs eher durchwachsen ausfällt, hat das Gebäude dennoch seinen Reiz. Vor allem bei Schönwetter setzt die Glasfassade interessante Bezugspunkte zur Umgebung: zur Donnersbergerbrücke, zu den Westend-Wohnhäusern der Jahrhundertwende und dem 2002 vom Architekten Heinz Musil direkt gegenüber errichteten 23-stöckigen Central Tower, der in seiner zeitgeistigen Beliebigkeit den in die Jahre gekommen Charme der Trappentreustraße 1-3 erst so richtig herausstreicht. Für mich ist Erwin Hofmanns Gebäude damit unter dem Strich ein gelungenes Beispiel für die Integration vergleichsweise moderner Architektur in einen vergangenheitsreichen Kontext.








© Planungsgruppe Architekten Ingenieure PAI GmbH / Erwin Hofmann

© Planungsgruppe Architekten Ingenieure PAI GmbH / Erwin Hofmann

Freitag, 7. Februar 2014



Königshof Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg bringen es mit sich, dass Münchens Zentrum bisweilen mit recht ungewöhnlichen Gegensätzen aufwartet. So wird der Stachus auf der einen Seite von Gabriel von Seidls Rondell bestimmt, auf der anderen Seite von Friedrich von Thiersch‘ Justizpalast, Theo Pabst 50er-Jahre Kaufhof – sowie dem Hotel Königshof. Rein äußerlich würde man nicht unbedingt vermuten, dass das zur Gruppe Geisel Privathotels gehörende Haus den Anspruch erhebt, zu den weltweit führenden Hotels zu gehören: Der Königshof präsentiert sich als weitgehend schmuckloser Kubus mit charakteristischen 70er-Jahre-Formen sowie einigen historisierenden Fassadenversatzstücken.

Beschäftigt man sich jedoch etwas näher mit der Geschichte des Hauses, stößt man auf eine Art gebaute Babuschka-Puppe: In seiner Kernsubstanz handelt es sich beim Könighof noch immer um einen Bau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie bei Wikipedia nachzulesen, entstand um 1866 aus dem Privathaus des Architekten Gustav Vorherr das Hotel Bellevue, das rund um den Ersten Weltkrieg in Könighof umbenannt wurde. Nach Kriegszerstörungen wurde das Haus 1955 in vereinfachter Kubus-Form wiederaufgebaut. Vor den Olympischen Spielen brachte eine Generalrenovierung 1970 den Königshof in seine heutige Form. Für die Innenausstattung zeichnete damals der Einrichtungs-Star Siegward Graf Pilati verantwortlich, der Name des für das äußere Erscheinungsbild verantwortlichen Architekten ist angefragt.

Heute ist man bei Geisel Privathotels mit der Architektur des Königshofs nicht mehr richtig glücklich und plant deshalb einen Neubau. Ein Architekturwettbewerb prämierte 2013 die Entwürfe der Büros Wandel Hoefer Lorch, Sauerbruch Hutton und Nieto Sobejano. So richtig begeistern – und der städtebaulichen Bedeutung des Münchner Stachus gerechtwerden – vermag keiner der Entwürfe. Da verwundert es nicht, dass in Architektur-Foren bereits die Forderung nach einer Rekonstruktion der Fassade von 1866 auftaucht. Ziemlich außen vor bleibt dagegen die Wertschätzung des Ist-Zustands: Dieser mag zwar kein herausragendes, unbedingt bewahrenswertes Baudenkmal darstellen, hat mit spacigen Fenstern, Ladenzeile und klarer Schlichtheit aber durchaus seinen Reiz.








Der Königshof zu Anfang des Jahrhunderts und in den 50er Jahren

http://architekturwettbewerb-koenigshof.de/