Montag, 6. Mai 2013

Beck-Kaufhaus Laim Wenn man wie der Verfasser dieses Blogs in den 70er/80er Jahren aufgewachsen ist, wird die Beschäftigung mit der Nachkriegsmoderne unweigerlich auch zur Reise in die eigene Kindheit. Das möge auch als Erklärung für diesen Beitrag zum ehemaligen Kaufhaus Beck in Laim dienen, denn architektonisch zählt der Bau sicherlich nicht zur Crème de la Crème der Münchner Moderne. Die zeitweilige Filiale des Modehändlers Ludwig Beck kämpft vielmehr mit dem gleichen Dilemma wie viele Kaufhausbauten der alten Bundesrepublik: Das „form follows function“-Paradigma legte eigentlich den Bau einer fensterlosen Black Box nahe. Gleichzeitig erforderte das Bedürfnis der Kaufhausbetreiber nach Außenwirkung ein gewisses Maß an architektonischen Showeffekten.

Im Falle des mit hellbraunen Backsteinen verkleideten Beck-Kaufhauses wurde dieser durch den reliefartig in die Fassade integrierten Firmennamen, auffallende Erker sowie ein umlaufendes Betonband als Dachabschluss erzielt. Nicht vergessen werden darf auch ein entfernt an einen U-Boot-Turm erinnernder, skulpturaler Luftabzug aus Sichtbeton. Ende der 70er Jahre wurde das Erdgeschoss des Kaufhauses zudem mit einer dunkelgrün gehaltenen Verblendung versehen, was für zusätzlichen Zeit-Appeal sorgte. In der Kindheitserinnerung des Verfassers nimmt das Beck-Kaufhaus durchaus eine besondere Rolle ein, was neben dem auffälligen Äußerem wohl auf das Wechselspiel von Rolltreppen und Stiegen mit einer Halbgeschosseinteilung im Inneren zurückzuführen war.

Für alle Nicht-Laimer, die sich fragen, warum immer in der Vergangenheit von dem Kaufhaus geredet wird, hier ein kurzer Blick auf die Historie: Fertiggestellt wurde der Bau 1968 nach Plänen von Peter Miller, einem „Nachfahren von Oskar von Miller“, wie man bei der Pressestelle von Ludwig Beck weiß. Viel mehr Informationen gibt es allerdings auch dort nicht, da das Haus zwar im Auftrag des Modehändlers, aber von einem privaten Eigentümer errichtet wurde. 1990 zog sich Ludwig Beck von dem Standort zurück und leitete damit die nun schon ebensolang wie die Nutzungszeit andauernde „Karriere“ des Gebäudes als moderne Ruine ein. 2001 übernahm die Immobilienunternehmerin Daniela Högl den asbestbelasteten Bau und plante eine Zukunft des Hauses als Gewerbestandort. In diese Phase fällt auch ein Entwurf des Architekturbüros WEP Effinger Partner, der einen zeitgemäßen Umbau des Kaufhauses und eine Öffnung des Gebäudes zur Straße vorsah. Gegen Ende des Jahrzehnts versanken alle Umbaupläne in einer Reihe von Insolvenzen und fiel das erst halb fertiggestellte Bauwerk wieder in seinen Dornröschenschlaf. Im Mai 2013 steht eine Versteigerung des ehemaligen Beck-Kaufhauses an. Was danach geschieht, ist weiterhin völlig offen.

Die kuriose Geschichte des in einer vergleichsweise guten Lage angesiedelten Kaufhausbaus wird von verschiedensten Wegbegleitern gesäumt. Während Anwohner und Lokalmedien vom „Schandfleck vom Laim“ sprechen, trifft das Gebäude bei Immobilienspekulanten und abenteuerlustigen Großstadt-Archäologen auf positivere Resonanz. Dennoch ist bemerkenswert, dass das ehemalige Beck-Kaufhaus überhaupt noch steht. Nachdem der Zeitpunkt für eine adäquate Nachnutzung schon lange verstrichen ist, wurden durch den begonnenen Umbau Fakten geschaffen, die den originalen Charakter des Gebäudes – insofern erhaltenswert – tiefgreifend verändert haben. Am ehesten steht der Bau in seiner heutigen Form damit für den Strukturwandel im Handel an sich, der das Konzept groß angelegter Kaufhäuser ohnehin zunehmend obsolet macht.

Das Beck-Kaufhaus in Laim in einer Aufnahme von 1975 (Bild: Historischer Verein Laim)


1980 war das Ergeschoss bereits mit der Verblendung verkleidet (Bild: Historischer Verein Laim)



Die Kaufhaus-Ruine 2006, noch vor dem Umbau (Bild: Historischer Verein Laim)

Der Entwurf für den Umbau des ehemaligen Beck-Kaufhauses (Entwurf: WEP Effinger Partner)

Der heutige Zustand des Gebäudes, Frontansicht

Auffälliger Abluftkanal als Betonskulptur

In der Seitenansicht zeigt sich die monumentale Wirkung des Kaufhausgebäudes